Alle vier Jahre findet in Heiden im Kanton Appenzell in der Schweiz das Biedermeierfest statt. Einige freuten sich wieder sehr darauf, da es in der Schweiz einen sehr schönen Handwerkermarkt während des Festes gibt. Aber der Reihe nach.

Am Freitag trafen im Laufe des Nachmittags unsere 11 Mitglieder in Heiden ein und bezogen die Zimmer. Leider hatten wir dieses Mal Zimmer im Hotel Park gebucht. Es liegt zwar sehr zentral, aber in den letzten Jahrzehnten wurde dort nicht viel gemacht.

Am Abend fand im Kursaal der Ball mit Stradis Orchester statt. Und da es den ganzen Tag geregnet hat, wurden wir selbst die kurze Strecke vom Hotel zum Kursaal trotz Schirme recht nass. Der Ball war sehr schön. Der neue Leiter des Orchesters hat seine Sache wunderbar gemacht. Wir haben den Abend bei Tanz und Ratsch genossen.

 

Am Samstag hat es leider immer noch geregnet. Dies bewog mehr von uns an der Führung im Appenzeller Brauchtumsmuseum in Urnäsch teilzunehmen welche ich organisiert hatte. Ein Führer zeigte uns einen Film über noch heute gelebte Bräuche im Appenzell, bevor wir die einzelnen Räume mit den verschiedenen Themen in dem alten Holzhaus (mit teilweise schiefen Böden, da sich das Haus 80 cm gesenkt hatte) besichtigten. Gezeigt wurden die verschiedenen Silvesterchläuse, das Senntum, bäuerliche Wohnräume, traditionelle Werkstätten, Volkskunst, die Appenzeller Tracht und die Musik im Appenzell. Wir durften die Rollen (Schellen) der Silvesterchläuse ausprobieren, Schellenschötten sowie unser Geschick beim Talerschwingen testen.

Am Nachmittag sind drei von uns ins Altenheim nach Wart gefahren und haben dort Frau Lina Bischofberger besucht. Vor vier Jahren durften wir die damals 90jährige Dame in Ihrem Sticklokal kennenlernen. Der Besuch war so eindrücklich, dass es uns ein Bedürfnis war sie wiederzusehen. Zu unserer großen Freude ist Frau Bischofberger noch immer so lebenslustig und zufrieden. Ihre Stickmaschine steht nun im Museum in Stein und so ist ihr neues Hobby das Socken stricken. Bei einer Tasse Kaffee ratschten wir mit ihr und einem befreundeten Pärchen aus dem Altenheim und erfuhren, dass es ihnen dort sehr gut geht und sie den neuen Lebensabschnitt sehr genießen. Am Abend gingen wir alle in eine Pizzeria und berichteten unsere Erlebnisse vom Nachmittag.

Am Sonntag war es endlich trocken und wir konnten am Vormittag über den Handwerkermarkt bummeln. Am Vortag hatten wir im Museum Schmuck aus Menschenhaar gesehen und von dem Museumsführer erfahren, dass es noch einen Mann gäbe der diese Kunst beherrscht. Dieser Mann war auf dem Handwerkermarkt in Heiden. Da gab es natürlich viel zu fragen und zu staunen. Sehr interessant war, dass ein breites Uhrenband wie es einige unserer Männer an der Taschenuhr tragen aus 9 einzelnen Komponenten besteht.

Am Nachmittag läuteten um 13.45 Uhr für eine Viertelstunde die Kirchenglocken in Gedenken an den Brand um 1838 in Heiden. Danach startete der Festumzug. Eine junge Pfadfinderin war uns als Täferliträger zugeteilt und schritt unserer Gruppe voran. In gemäßigtem Tempo ging es hinauf zum Dorfplatz. An drei Stationen wurden die Gruppen vorgestellt und wir ernteten jeweils viel Applaus. Am Dorfplatz spielte dann die Reitermusik und eine Kapelle aus Österreich im Wechsel. Einige fuhren nach dem Festzug bereits nach Hause, der Rest blieb noch eine Nacht, um gemütlich am Montag ein paar Geschäfte anschauen zu können und um Schoggi einzukaufen.

Es war wieder ein schönes Fest, trotz Regen und wir freuen uns schon auf 2022, wenn in Heiden wieder die Zeit des Biedermeier lebendig wird.

RK